Politik und Verwaltung stehen oft vor schwierigeren Aufgaben, als es Außenstehenden erscheinen mag. Daher freute es uns, als Büro intrestik die Gelegenheit zu bekommen, die Stadt München bei der Kommunikation einer Machbarkeitsstudie zu unterstützen. Einer Studie, bei der es vermutlich keine eindeutige Antwort geben wird: die Prüfung des Baus einer Urbanen Seilbahn für den Münchner Nord Osten.
Urbane Seilbahnen
Es handelt sich hier um ein typisches Wicked Problem. Wicked Problem bedeutet, dass es mehrere Fragestellungen und eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen gibt; das Problem eine Vielzahl an Menschen betrifft und zugleich viele Abhängigkeiten aufweist. Oft besteht in den Gemeinden die Tendenz, dass man versucht, Probleme dieser Art mit der Beauftragung immer mehr Studien und wissenschaftlicher Expertise zu lösen. Dabei ist es eigentlich eine Frage des Frames, also wie das Thema gerahmt oder gefasst wird.
Wählt man den Betrachtungsrahmen ÖPNV, führt einen dies fast automatisch zu folgenden Fragestellungen: Ist es möglich, eine Seilbahn in das bestehende ÖPNV-Angebot einzubinden? Was ist die richtige Seitbahntechnik, die ja Einfluss auf die Beförderungsleistung hat? Führt die Seilbahn zur Entlastung im ÖPNV? Könnte die Seilbahn zu einer Quertangente, im radialen Nahverkehrssystem Münchens werden?
Aus der Perspektive der Stadtentwicklung stellen sich Fragen wie: Können ikonographische Gebäude (wie beispielsweise einzelne Stationsbauten) eine Aufwertung des Viertels bewirken? Können sich aus den Stationen neue Quartierszentren entwickeln?
Die Ökonomie betrachtet, ob die Erstellung und der Betrieb einer urbanen Seilbahn günstiger ist, als beispielsweise eine Straßenbahn? Führt der Bau einer Seilbahn zu einer Aufwertung oder tendenziell eher zur Abwertung der von der Trasse tangierten Immobilien?
Jede dieser Perspektiven und Fragen hat ihre Berechtigung. Die Komplexität tritt im Verlauf der Studie immer deutlicher hervor. Umso wichtiger ist für uns, die Zwischenergebnisse zu hören und so die Entwicklung. Dazu werden wir den Anwohnerinnen und Anwohner in einer Bürgerinformation die Zusammenhänge und gefundenen Antworten im Dialog vorstellen. Zugleich ist deren Einschätzung gefragt. Diese soll in interaktiver Form in die verkehrlichen, städtebaulichen und naturräumlichen Fragestellungen einfließen. Unser Konzept beinhaltet einen ludischen Tisch, an dem wir die Bürger einladen, analog oder digital, unterschiedliche Rollen einzunehmen und mit den Betrachtungsrahmen zu spielen.