Vor zwei Wochen waren wir in der Gemeinde Hecken (NRW). Wir haben uns dort sehr intensiv mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ausgetauscht, wie man die kleine Gemeinde fit für die Zukunft machen kann. Es war toll zu erleben, welche Energie und Kreativität da im Raum waren. Ja, wir sprechen hier vom digitalen Raum, den wir mit Hilfe von Zoom und einem digitalen Whiteboard erzeugt haben.

Projekt Dörfer & Regionen

Auch wir standen, der aktuellen Lage geschuldet, vor der Frage: Was tun, wenn der Vorbereitungsworkshop nur noch online stattfinden kann; ein Workshop, den man nicht nur macht, um Information zum Dorf und zu seiner Gemeinschaft zu erhalten, sondern auch, um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen, sich kennenzulernen und Vertrauen für den gemeinsamen Weg aufzubauen? In unserem Projekt für die deutsche Vernetzungsstelle ländliche Räume (DVS) haben wir aus der Not heraus die Möglichkeiten digitaler Vorbereitung von Workshops erprobt und für uns weiterentwickelt. Unser Fazit: absolut empfehlenswert.

Die DVS bietet dieses Innovationsprogramm für bürgerschaftliche Initiativen in Dörfern und Regionen an und setzt dabei auf den methodischen Ansatz Planspiel. Wir sind vor seinem Einsatz allerdings erst einmal einen Schritt zurückgetreten und haben uns gefragt, warum das Programm eigentlich funktionieren sollte. Was passiert in diesem Setting mit den Teilnehmenden, und welche neuen Möglichkeiten bieten wir ihnen an?

Der Soziologe Niklas Luhmann skizzierte in seinem Klassiker „Politische Planung“ (1971) unsere sozialen Systeme und wie sie sich, zum besseren Verständnis des menschlichen Verhaltens, gedanklich in drei Dimensionen aufteilen lassen: in die Zeit-, Sach- und Soziale-Dimension (siehe S. 144 ff).

Ein digitales Whiteboard dehnt die zeitliche Dimension für Beteiligung ins fast Unendliche. Wir haben das Board für die Teilnehmenden eine Woche vor dem Vorbereitungsworkshop freigeschaltet. Sie konnten in aller Ruhe und gern auch vorab im Austausch mit anderen zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Einträge, Fotos und Kommentare eintragen. So haben wir für den eigentlichen Workshop signifikant an Zeit gewonnen und konnten uns auf Nachfragen und Diskussionen konzentrieren.

Im Bereich der Sach-Dimension erweiterte das Board Formate und Qualität der Beiträge signifikant. Die Teilnehmenden teilten persönliche Bilder und Links zu aktuellen Ereignissen oder luden Arbeitspapiere hoch. Limitationen waren hier die persönliche Zeit und das technische Verständnis. Für Letzteres boten wir eine telefonische Hotline an, falls doch Schwierigkeiten auftreten sollten.

Die Soziale-Dimension war für uns die spannendste, barg sie doch auch die Gefahr, dass die zwischengeschaltete Technik einen Monolog oder ein reduziertes Frage-Antwort-Spiel provozierte. Nach einer Anpassung unserer Konzeptionen konnten wir jedoch feststellen, dass nun auch die sonst oft stummen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Chance hatten und nutzten, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen. Indem wir für Gruppen- und Einzelarbeiten Zeit ließen, wurden unmittelbar gemeinsam Beiträge erarbeitet, kommentiert, verschoben und Kernaussagen gefunden. Dadurch, dass das Whiteboard mit allen Fragen und Informationen schon im Vorfeld zugänglich war, erreichte der Vorbereitungsworkshop eine neue Qualität der Transparenz. Die Teilnehmenden wussten, was sie bei diesem Workshop erwartet, der nicht zuletzt deshalb so erfolgreich war.

Wir schlagen auf Basis dieser Erfahrungen inzwischen vor, immer zu prüfen, ob man den Vorbereitungsworkshop nicht online durchführen kann.