Im Rahmen der Veränderungen durch Covid-19 liest man häufiger die These, dass Öffentlichkeitsbeteiligung im Moment nicht funktioniert. Wir können dies mit einem klaren Nein beantworten. Wir haben vielmehr festgestellt, dass Ausreden nicht mehr zählen!

Exemplarisch möchten wir das anhand unserer Erfahrungen aus dem Projekt „Dörfer und Regionen“ beschreiben. Bedingt durch die Kontaktbeschränkungen, haben wir die Vorbereitungstreffen auf das elektronische Whiteboard der Firma Conceptboard umgestellt. Die Idee ist, über diese Plattform, ausreichend Eindrücke und Informationen für die Workshops vor Ort, zu erhalten.

Öffentlichkeitsbeteiligung, erst nach der Impfung?

Generelles zu Beginn: Ja, es ist aufwendiger, den Dialog vorzubereiten, zu gestalten und zu moderieren. Und ebenfalls ja, es gibt Gruppen, die mit diesem Ansatz Schwierigkeit haben. Es liegt dann an den technischen Grundlagen, der Handhabung oder am veränderten sozialen Setting der Öffentlichkeitsbeteiligung. Leider ist es immer noch so, dass es Regionen in Deutschlands gibt, die nur schlecht ans Internet angebunden sind und dort Soziale Medien Anwendungen unzureichend funktionieren. Dies gilt es im Vorfeld mit den Beteiligten zu testen. Im Idealfall sind die gewählten Lösungen den Teilnehmenden bekannt. Neue Funktionen lassen wir vorab spielerisch ausprobieren und so Sicherheit gewinnen. Wir moderieren einen Workshop mit ein oder maximal zwei Werkzeugen. Dies reduziert die Gefahr von Medienbrüchen. Jedes Medium, jede technische Lösung, ist potentiell eine Barriere für die Teilnehmenden und anfällig für Störungen. Schwieriger wird es, wenn die Verantwortlichen generelle Vorbehalte gegenüber digitalen Medien haben. Wir achten auf Lösungen, die auch eine deutschsprachige Menueführung anbieten. Denn Sozialen Medien verteilen die „Trümpfe“ in der Beteiligung neu. Ältere Männer, die bislang das unwidersprochene Wort führten, taten sich schwerer als ältere Frauen, die eher inhaltliche Fragen einbringen wollten. Methoden sind immer politisch.

Zu Beginn steht die Bekanntmachung: Veranstaltungen im realen oder digitalen Raum, müssen angekündigt und beworben werden. In der digitalen Welt funktioniert dies anderes, man erreicht jedoch neue Gruppen oder Communities. Wenn man es nicht schafft diese anzusprechen, bleibt das digitale Forum und Whiteboard definitiv leer. Keine „üblichen Verdächtigen“, die kaschieren, dass die Einladungen ungenau adressiert oder der Zeitpunkt ungünstig gewählt wurde. Öffentlichkeitsbeteiligungen über digitale Medien sind noch weniger ein Selbstläufer, als die in der analogen Welt.

Nach dem Workshop: Ein positiver Nebeneffekt der sozialen Medien ist die unglaubliche Schnelligkeit in der Dokumentation. Sie erfolgt prozessbegleitend. Alle Beiträge liegen bereits digital vor, müssen nur noch durch die Moderation geordnet und versandt werden. Die Teilnehmenden erhalten schneller die Ergebnisse ihrer Diskussion. Ebenso die Menschen, die an der Teilnahme verhindert waren.

Ja, digitale Öffentlichkeitsbeteiligungen sind in der Vorbereitung aufwendiger, weil man weiter vorausdenken und wirklich jeden Schritt barrierefrei gestalten muss. Hier lernen wir jeden Tag hinzu. Aber im Grunde stellen sich die gleichen Fragen wie bei analogen Beteiligungsformaten, Probleme und Versäumnisse zeigen sich in der digitalen Welt nur schonungsloser.