Warum ist der eine Platz scheinbar „tot“ und auf dem anderen Platz tobt das Leben? Hierzu haben sich zwei spannende Menschen bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts geäußert: der Soziologe Erving Goffman und der Urbanist und Journalist William H. Whyte.

Erving Goffman liefert in seinem Werk „Verhalten in sozialen Situationen, Strukturen und Regeln der Interaktion im öffentlichen Raum“ eine erste Erklärung: Menschen benötigen eine Legitimation, um im öffentlichen Raum zu verweilen oder etwas zu beobachten.

Das öffentliche Spiel von Kindern kann zu solch einer Legitimation liefern. Fast jeder Spielplatz von Aldo van Eyck hat mindestens eine Bank, auf der man sitzen und zuschauen kann. Wenn nicht gar das Spielobjekt selbst zum Verweilen und Sitzen einlädt. Es entsteht ein Wechselspiel: „So entdeckt das Kind die Stadt wieder und die Stadt seine Kinder“. Er scheint den Abstand und Anordnung der Sitzgelegenheit vom und zum eigentlichen Ort des Spiels scheint so gewählt zu haben, dass die Kinder sich beobachtet, aber nicht kontrolliert fühlen.

William H. Whyte beschreibt im Kapitel „The Design of Spaces“ ausführlich die Funktion von Bänken und Stühlen für den urbanen Raum. Zwar sind diese Objekte vordergründig zum Sitzen gedacht, aber eigentlich dienen sie zur Beobachtung von Menschen. Andererseits mögen die Sitzenden sich nicht selbst beobachtet fühlen, sondern eher "by the way" ihre persönlichen Studien durchführen. Wir können hier also Vermutungen anstellen, wie Sitzgelegenheiten an Spielplätzen angeordnet sein sollten, um diese Bedingungen zu erfüllen. Gestaltung trifft hier unmittelbar auf soziale Interkation.

Ein anderer unterstützender Faktor war sicherlich in den 50er und 60er Jahren in Europa, dass die Wohnraumsituationen noch beengt waren. Mehr Personen als Heute wohnten zusammen in einer Wohnung und die innerstädtischen Wohnflächen waren insgesamt kleiner. Da war es noch üblicher, dass die Kinder Draußen spielten bzw. spielen mussten.

Weitere Informationen unter

Erving Goffman (1971): Verhalten in sozialen Situationen, Strukturen und Regeln der Interaktion im öffentlichen Raum. Bauwelt Fundamente 30. Bertelsmann Fachverlag.

Englische Ausgabe Erving Goffman (1963): Behavior in Public Places: Notes on the Social Organization of Gatherings. The Free Press.

William H. Whyte (1969): City, Rediscovering the Center. University of Pennsylvania Press.

https://en.wikipedia.org/wiki/William_H._Whyte